Live-Reviews | Milliarden - Bremen - Tower (25.03.2023) | Milliarden im Tower – diese Kombination ist einfach zu verlockend. Also ab nach Bremen. Die Show wurde vom Modernes in den Tower verlegt, wohl auch ein Grund dafür, dass der Laden heute ausverkauft ist.
Den Auftakt macht heute Salò, welcher zunächst einfach nur einen Laptop auf die Bühne stellt und „Je t’aime moi non plus“ als Intro laufen lässt. Dann folgt der Break und ein kruder Mix aus NDW, Punk, Alternative und nahezu allen anderen Musikgenres gibt sich – gerne auch innerhalb eines Songs – die Klinke in die Hand. Dabei bestreitet der Künstler Andreas Binder das komplette Set ohne seine Band, tigert solo über die Bühne und verheddert sich mehrmals im Kabelsalat. Zwischen den Songs glänzt er mit abstrusen Ansagen, die jedoch jederzeit sympathisch sind ( z.B. bei der Verschwörungstheoretiker-Persiflage „Ich glaube nicht an Dinosaurier“ ). Beim Echt-Cover „Du trägst keine Liebe in dir“ übernimmt das Publikum einen Großteil des Gesangs – erstaunlich, wie textsicher manche Besucher sind ;)
Gegen Ende des Sets werden die Songs etwas härter, respektive die Musik, die aus dem Laptop kommt. „Geil auf Betong“ erweist sich dabei sogar als Mini-Hit, den Rausschmeißer „Apollonia sitzt bei Edeka an der Kassa“ kennen nicht wenige Leute im Publikum, der Song wird sogar vehement eingefordert. Das war strange, aber irgendwie hat es mir gefallen.
Milliarden sind nicht nur ein Garant für großartige Live-Shows, sondern wissen auch immer wieder mit der Auswahl ihrer Setlist zu überraschen. So starten die Berliner heute mit „Himmelblick“, einem ziemlich relaxten Stück. Danach provoziert „Trenn dich“ den ersten Pogo des Abends, nur um danach „Ich schieß dir in dein Herz“ folgen zu lassen, welches so ziemlich das ruhigste Stück der Band darstellt.
Absolutes Highlight ist heute „Neues Leben“, welches sich immer weiter aufbaut, man kann die Spannung förmlich spüren. Richtig stark. Ebenso das folgende, beschwingte „Rosemarie“, welches live immer wieder hervorragend funktioniert. Die nun folgenden „Die Toten vom Rosenthaler Platz“ und „Zucker“ zählen zu meinen Lieblingsstücken der Band, und da vor allem „Zucker“ live eher selten gespielt wird, genieße ich diesen Part des Konzertes ganz besonders. Mit „Leuchtreklame“ wird sogar ein komplett neuer Song gespielt, passend dazu erstrahlt ein „Milliarden“-Leuchtreklame-Schriftzug im Hintergrund. „Freiheit is ne Hure“ wird schon relativ früh im Set gespielt, was ebenfalls ziemlich ungewöhnlich ist – Bremen stimmt lautstark mit ein. Zu „Die Fälschungen sind echt“ holt Jojo seine „Mutter“ auf die Bühne, was sich dann aber als Hinweis auf besagten Song entpuppt – leider nur eine Fälschung.
„Oh Chérie“ und „Berlin“ krempeln das Publikum dann noch einmal komplett auf links, danach geht die Band kurz von der Bühne, lässt sich aber nicht lange bitte und legt 6 Zugaben nach, von denen besonders „Katy Perry“ und „Kokain und Himbeereis“ runtergehen wie ein dickes Kind auf der Wippe. Naturgemäß fallen die Reaktionen auf die „Klassiker“ etwas stürmischer aus als auf die neueren Songs, welche sich allerdings gut ins Set einfügen.
Durch die etwas exotische Songauswahl sowie dem verständlichen Fokus auf‘s aktuelle Album fallen heute einige eigentlich gesetzte Songs hinten rüber ( „Schall und Rauch“, „Marie“, „JaJaJa“ ), das ist zwar schade, zeigt allerdings auch, dass Milliarden auf lediglich 3 Alben und einer EP so viele Hits geschrieben haben, dass jeder nicht gespielte Song fast schon schmerzlich vermisst wird ( und das bei einer Spielzeit von 100 Minuten! ).
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