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Interviews

Long Distance Calling
Dieser Tage erscheint das neue Album der Münsteraner von Long Distance Calling. Das Album hat absolut überzeugt und geht mit dem nun kompletten Verzicht auf auch nur irgendeinen Gesangspart dann doch neue Wege, die eigentlich dem Grundgedanken und der damaligen Idee entsprungen sind. Grund genug sich mit Bassist Jan kurz zu unterhalten und einige Antworten zu bekommen.

Moin Jan, wie geht’s?
Danke der Nachfrage, uns geht´s gut!

Es ist VÖ vom neuen Album, wie ist es dieser Tage so?
Sehr beschäftigt, um ehrlich zu sein, aber das macht ja Spaß. Man freut sich, das Ding jetzt endlich von der Leine zu lassen.

„Boundless“ ist dieses Mal so ganz ohne Gesang, war es ein längerer Prozess oder war die Idee, diesen Weg zu gehen, schnell geboren?
Nee, das hat sich über die Zeit entwickelt. Es gab irgendwann den Punkt, wo wir gemerkt haben, dass wir uns zu viert einfach am wohlsten fühlen, ohne Input von außen. Ich denke so funktionieren wir am besten. Natürlich gab es auch Leute, die den Gesang bei uns nicht mochten, das ist natürlich auch ein Faktor aber in erster Linie ging es um unser eigenes Gefühl und das hat uns wieder in diese Richtig gelenkt. Es war einfach spannend einen Schritt zurück zu gehen und gleichzeitig die Erfahrungen in Sachen Songwriting der letzten Alben mit reinzubringen. „Boundless“ ist also im Prinzip ein Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Die Reaktionen auf das Album waren und sind eigentlich durchgehend positiv. Wie ordnest Du Rezensionen grundlegend ein?
Natürlich freuen wir uns über die Reaktionen der Presse. Wichtiger ist aber, was die Fans sagen und vor allem, wie wir selber zu der Platte stehen und wir sind damit sehr happy!
Aber klar, gute Reaktionen sind natürlich toll!

Das neue Album wirkt auf mich sehr „soundtrackig“, kannst Du mit dem Wort leben – wie siehst Du das?
Da stimme ich dir voll zu. Wobei das nur Momente sind. Das sind ja richtige Songs, wo es einige Stellen gibt, die direkt Bilder im Kopf erzeugen und das wollten wir ja auch. Ich sehe das also als Kompliment.

Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht mit einer Filmproduktion zu kooperieren oder für einen Film zu komponieren?
Absolut, nur liegt das nicht in unserer Hand, haha. Wenn jemand auf uns zukommt und das Projekt gefällt, wären wir sicher dabei! Das ist etwas was wir sehr gerne noch machen würden als Band.

Die Produktion ist sehr erdig, teilweise reduziert – perfekt für das Album. Wie liefen die Aufnahmen?
Die Aufnahmen liefen sehr entspannt. Diesmal haben wir die Saiteninstrumente zum großen Teil selbst aufgenommen und die Drums sowie Mix/Mastering bei Vincent Sorg gemacht. Ich denke diese Mischung war für den Sound entscheidend. Es klingt wahnsinnig fett und gut, ohne dabei „überproduziert“ zu klingen. Genauso wollten wir es haben.

Wie entstehen bei Euch neue Song, Treffen im Proberaum und basteln oder auch viel alleine und dann mittels Technik Ideen hin und her schieben?
Nein, fast alle Songs entstehen in der Tat durch Jammen. Wir treffen uns und irgendwer fängt an etwas zu spielen, die anderen steigen ein und wir schauen, wohin die Reise geht. So läuft das eigentlich seit Anfang an bei uns und funktioniert für uns am besten. Natürlich gibt es auch Ausnahmen von der Regel, dass jemand mal eine Idee mitbringt, aber das ist eher die Ausnahme.

Du machst LDC ja nicht hauptberuflich. Wie sieht Dein Tagesablauf normalerweise neben der Band aus´?
Normalerweise beginnt der Tag, dass ich meinem Sohn ein Frühstücksbrot machen und dann setzte ich mich an meine Emails. Ich mache ja Promo und berate Bands, da kommt oft einiges zusammen. LDC ist aber trotzdem immer ein Teil des Tages, da deswegen auch immer was anfällt, was organisiert oder besprochen werden will. Abends mach ich dann was leckeres zu Essen und gehe dann zum Sport, um die Kalorien direkt wieder loszuwerden, haha.

Auch wenn Ihr nun keinen Gastsänger auf dem Album habt und vielleicht nie wieder haben werdet, gibt es für Dich eine Art „Wundschkandidat“ für einen Gastgesangspart auf einer LDC Veröffentlichung? So getreu dem Motto „wenn XY bei uns mal einen Song veredeln würde, das wäre schon so mein persönliches Highlight.
Naja, ich kann da nur für mich persönlich sprechen, da jeder in der Band was anderes sagen würde, aber ich würde mich für Maynard James Keenan entscheiden, ich liebe seine Stimme.
Oder Knut Hansen! ;)

Wie hat sich für Dich die Musikszene in den letzten 10 Jahren verändert? Was ist anders in Bezug auf Albumveröffentlichungen, Promotion, Videos, Touren, Prioritäten…?
Naja, es verändert sich ja ständig und entwickelt sich weiter, ob man das jetzt gut findet oder nicht. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und Dinge wie Spotify werden immer wichtiger und das ist auch spannend, auch wenn ich natürlich lieber 1 Millionen CDs verkaufen würde als 2 Millionen Plays bei einem Songs zu haben aber das ist nun mal die Realität. Promotion ist sicher nach wie vor ein wichtiger Teil, viel wichtiger ist aber glaube ich gutes, kreatives Marketing im und jenseits des Internets, da sich die Fans mittlerweile ein eigenes Bild machen statt sich großartig durch Rezensionen beeinflussen zu lassen.

Ihr tourt mit der Band ja auch in der Regel international. Gibt es noch Städte / Länder, wo Du gerne mal mit der Band auftreten würdest? Begründe die Wahl bitte kurz.
Amerika, Asien...es gibt noch sehr viele Orte auf der Welt, die wir gerne noch bereisen würden, auch wenn wir bereits in ca. 25 Ländern unterwegs waren. An Amerika reizt uns in erster Linie die musikalische Kultur (was anderes haben die ja nicht, haha) und die Weite und Diversität der Landschaft. Asien wäre einfach mal geil, was es gefühlt eine ganz andere Welt ist, das würde ich gerne mal sehen.

Was für Bands laufen ansonsten gerade in Deinem Player, irgendwelche aktuellen Empfehlungen?
Mhhh, das wechselt natürlich immer mal aber aktuell stehe ich auf ruhige und teilweise poppige Sachen wie Bishop Briggs aber auch sowas wie City & Colour und, wie du dir denken kannst, Soundtracks ☺

Danke für das Interview…
Gerne und Danke zurück. Bis in Bremen!

Interview Jens Krause

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